50 Jahre Kinder- und Jugenddorf

Starke Wurzeln - Starke Kinder - Starke Zukunft

2017 feierte das Kinder- und Jugenddorf Maria Regina, das idyllisch in einem kleinen Tal am Rande von Silz im südlichen Pfälzerwald liegt, das 50-jährige Bestehen. Fast 600 Kinder und Jugendliche wurden seit der Eröffnung hier betreut. Weitläufigkeit, Grün, Kinderstimmen, ein riesengroßer Spielplatz und an der Einfahrt eine Weide, auf der friedlich mehrere Pferde und ein Pony grasen, das ist der erste Eindruck, der sich beim Besuch der Jugendhilfeeinrichtung bietet.

Kinder- und Jugenddorf konkret

Dass hier Kinder leben und ihre Heimat haben, ist überall spürbar. "Wir bieten von Not und Krisen betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien für den für sie notwendigen Zeitraum Schutz, Hilfe und Unterstützung in allen Belangen des gemeinsamen Lebens" ist der Auftrag der Einrichtung. Grundlage der gelebten modernen Kinder- und Jugenderziehung ist die konsequente Umsetzung der Neuerungen im SGB 8. Familienanaloge Wohngruppen sind Gemeinschaften, die für die persönliche Entfaltung der Kinder und Jugendlichen wichtig sind und sie umfassend auf ein Leben in der Gesellschaft vorbereiten. Die pädagogischen Mitarbeiter sind zu 100 Prozent ausgebildetes Fachpersonal.

Wurzeln im 19. Jahrhundert

Die Wurzeln der Einrichtung gehen weit über die 50 Jahre hinaus, die gefeiert wurden: Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gründete Pfarrer Ludwig Karbeck in Silz ein eigenes Waisen- und Armenhaus für das Gossersweiler Tal, um der großen Not der Bevölkerung und vor allem der Kinder abzuhelfen. Die Betreuung übernahmen Franziskanerinnen. Durch Anbauten und Zukäufe war es möglich, zeitweise 100 bis 110 Kinder aufzunehmen. Durch den plötzlichen Tod des Seelsorgers 1863 ging das Werk zurück, und wurde 1879 ganz aufgegeben, das Gelände und die Häuser versteigert.

Dominikanerinnen stellen Weichen für das Kinderdorf

Der Nachkomme des Ersteigerers Bernhard Neufeld bestimmte, dass Häuser und Grund wieder einem caritativen Zweck zugeführt werden sollten. So wurde das Erbe an das Institut der Armen Schulschwestern in Speyer übertragen, mit der Auflage, ein Kinderheim zu errichten. 1957 konnten 25 Kinder aus dem Kinderheim St. Annastift in Ludwigshafen in das wieder eröffnete Kinderheim nach Silz ziehen. Schon bald zeigte sich, dass das Angebot nicht ausreichte, denn die kleine Einrichtung war nur für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren angelegt. Entgegen der damals noch üblichen Konzepte der Heimerziehung, mit nach Geschlechtern getrennten Altersgruppen, griffen die Dominikanerinnen die Kinderdorfidee auf. 1967 wurden - Dank der Unterstützung zahlreicher Spender und Helfer erbaut - die ersten drei Kinderdorfhäuser eingeweiht: abgeschlossene Wohneinheiten, die familiennahe Strukturen ermöglichten, in denen auch Geschwister zusammen mit einer festen Bezugsperson aufwachsen konnten. In einem zweiten Bauabschnitt entstanden weitere drei Häuser, Paula Beyer spendete das siebte Haus, in dem über viele Jahre Konvent, Kapelle, Verwaltung und später auch eine Gruppe untergebracht waren.

Die Finanzierung der Versorgung der Kinder war schwierig - oft fehlte es am Nötigsten, die Familien der Ordensfrauen unterstützten mit Lebensmitteln, auch eigene Gärten wurden bewirtschaftet. Als Schwester Borromäa Schwab 1974 die Leitung übernahm, waren 54 Kinder im Kinderdorf untergebracht und der Pflegesatz betrug 15 Mark. Ein großer Schritt war die Verhandlung eines neuen Pflegesatzes.

Weiterer Weg zur aktuellen modernen Jugendhilfeeinrichtung

Hilfe gab es zuerst durch Hauswirtschaftskräfte, später Praktikanten und pädagogische Mitarbeiter. Einige arbeiten schon 35 Jahre und länger in "ihrem" Kinderdorf.

Das dreiteilige Gemeinschaftshaus mit Kapelle, Verwaltung, Aula, Turnhalle, sowie Spiel- und Werkräumen wurde 1977 in Betrieb genommen und im Folgejahr feierlich eingeweiht. Das Kinderdorf bekam dabei den aktuellen Namen "Maria Regina". 2003 begannen mit dem Trägerwechsel die umfassenden Umbaumaßnahmen der Häuser, verbunden mit einer konzeptionellen Neuausrichtung der Wohngruppen. Jeweils fünf Erzieher und zwei Hauswirtschaftskräfte übernahmen im Team die Betreuung. Der gruppenergänzende Bereich (GEB) unterstützt mit vielfältigen Aktivitäten der Freizeit-, Erlebnis- und Musikpädagogik sowie dem reitpädagogischen Angebot die Wohngruppen. Der eigene psychologische Fachdienst integriert psychologische und psychotherapeutische Leistungen. Bei der permanenten Weiterentwicklung bilden auch ambulante Angebote, wie betreutes Wohnen, Erziehungsbeistandschaft und sozialpädagogische Familienhilfe neue Schwerpunkte. Ein großer Schritt war auch der Neubau der Außengruppe in Landau im Jahr 2013.

Das Jubiläum wurde unter dem Motto "Starke Wurzeln - starke Kinder - starke Zukunft" gefeiert.

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2017

  • Osterferien: Projektwoche für das ganze Kinderdorf
  • 17.09.2017 Jubiläumsfest
  • 02.12. und 09.12.2017 Theateraufführung
    Das Stoffele - eine Weihnachtsgeschichte aus alter Zeit